Kurz vor den Sommerferien fand bei strahlendem Sonnenschein das 21. KOBV-Forum im Zuse-Institut statt. Es war schön, sich bei einem Espresso wieder persönlich zu treffen und auszutauschen. Eingeleitet wurde der Tag mit einem kurzweiligen und informativen Vortrag von Prof. Dr. Thorsten Koch, dem Leiter der KOBV-Verbundzentrale, der über Transformationsmodelle und Künstliche Intelligenz sprach. Seine wichtigste Botschaft: Generative Sprachmodelle wie ChatGPT sind *keine* Datenbanken, in denen Wissen recherchiert werden kann, sondern vielmehr „stochastische Papageien“. Denn sie plappern individuelle Texte nach rein statistischen Wahrscheinlichkeiten aus. Und das machen sie sehr gut. So gut, dass wir „ChatGPT als neue Kollegin begrüßen“, so der Titel der Konferenz. Tatsächlich zog sich die Diskussion über Künstliche Intelligenz wie ein roter Faden durch den Tag.
Eine Einschätzung lautete, dass Machine-Learning-Assistenten unsere bibliothekarischen Dienstleistungen nicht ersetzen oder überflüssig machen, aber unsere Systeme beeinflussen und unterstützen können: bei der Erschließung, bei der Literaturrecherche, bei der Publikationsberatung und schon heute beim Schreiben von Texten in mehr als einer Sprache.
Ob Autor:innen oder Sprecher:innen auf dem Bildschirm Menschen oder KI-generierte Figuren sind, wird in Zukunft nicht mehr zu unterscheiden sein, wie Xenia Kitaeva an verschiedenen Beispielen eindrucksvoll demonstrierte.
In der abschließenden Podiumsdiskussion mit Dr. Anna Faust, Dr. Franziska Klatt und Dr. Armin Glatzmeier wurde deutlich, dass neue Assistenzsysteme längst Einzug in die Wissenschaftskommunikation gehalten haben: Kommerzielle Start-ups boomen. Spannend sind die neuen (kommerziellen) Artikelsuchdienste, die anhand eines vorgegebenen Artikels herausfiltern, welche Autor:innen die jeweilige These unterstützen und welche sie widerlegen. Auch sind generative Textmaschinen beim Brainstorming für das wissenschaftliche Arbeiten hilfreich. Und dennoch, das machten alle Podiumsteilnehmer:innen deutlich, brauchen wir Regeln in der Gesellschaft, aber auch in der Wissenschaft. Letztlich müsse der Mensch das handelnde Subjekt bleiben. In einer lebhaften Diskussion wurde auch deutlich, dass sich der Publikationsmarkt verändert und Bibliotheken heute schon für Bücher bezahlen, die von Maschinen geschrieben wurden (aber noch nicht sonderlich lesbar sind). Ein prominentes Beispiel für verbreitete Anwendungen sind Übersetzungen.
Es war eine schöne, lebendige Veranstaltung mit rund 70 Teilnehmer:innen vor Ort und bis zu 90 Zuschauer:innen an den Monitoren. Danke, dass Sie sich die Zeit für das KOBV-Forum genommen haben. Wir jedenfalls freuen uns schon auf nächstes Jahr!